Text von Katharina Oguntoye
Sicher haben Sie sich schon gewundert was der Titel „Zwetschgenmus & Nilchicken“ zu bedeuten hat und wie er wohl zustande gekommen ist. Nun, wir wollten einen Titel für das Projekt finden, der die Idee der Begegnung und des Austausches zwischen der deutschen Kultur und den migrierten Kulturen verdeutlicht.
Nilchicken, das ist eine der in Berlin neuentstandenen Kreationen, die die Speisekarte des multikulturellen Deutschlands weiterschreiben, wie auch der Görli-Burger, Kreuzburger oder Köfteburger zu den ureigensten Erfindungen unseres Kiezes gehören. Nilchicken, so nennt sich das Huhnsandwich mit Erdnusssoße des sudanesischen Imbisses im Wrangelkiez.
Warum Nilchicken und nicht Kebab - immerhin ein original berliner Fastfood-Gericht, dass weltweite Verbreitung gefunden hat? Wir wollten ausdrücken, dass es bei der Begegnung von deutscher und migrierter Kultur nicht ausschließlich um eine deutsch-türkische Begegnung geht. Migranten und Migrantinnen, ob vor 30, 10 oder 5 Jahren oder auch vor mehreren Generationen nach Deutschland gekommen, sie stammen aus einer Vielzahl von Kulturen.
Unser Projekt möchte diese Vielfalt der Kulturen zeigen und das gegenseitige Kennenlernen von Nachbarn im Kiez anregen. Es werden also in 6 Veranstaltungen 12 Kulturen durch jeweils eine kulinarische und eine kulturelle Visitenkarte vorgestellt. Die jeweiligen Gerichte werden in einer Rezeptblattsammlung festgehalten und stehen allen als Anregung und zum Nachkochen zur Verfügung.
Für was steht nun Zwetschgenmus. Zunächst einmal sind Zwetschgen eine Pflaumensorte, so werden sie in Süddeutschland genannt. Und der Klang des Wortes ist für nicht Muttersprachler so fremd auf der Zunge wie auch die deutschen Wörter Schmetterling, Schwalben und zwitschern. Da hilft es nur zu üben und sich die Worte auf der Zunge zergehen zu lassen.
Für Muttersprachler, also sozialisiert Deutsche, löst dieses Wort zunächst eine Kaskade von Kindheitsassoziationen aus. Manche mögen kein Pflaumenmus, andere lieben es. Aber alle haben die Erinnerung an den Mustopf aus dem Märchen im Kopf, wenn auch irgendwo weit hinten versteckt.
Denn wie heißt es da im Grimmschen Märchen „Das tapfere Schneiderlein“….
An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften. Da kam eine Bauersfrau die Straße herab und rief: "Gut Mus feil! Gut Mus feil!"
Das klang dem Schneiderlein lieblich in die Ohren, er steckte sein zartes Haupt zum Fenster hinaus und rief: "Hierherauf, liebe Frau, hier wird Sie Ihre Ware los."
Die Frau stieg die drei Treppen mit ihrem schweren Korbe zu dem Schneider herauf und mußte die Töpfe sämtlich vor ihm auspacken. Er besah sie alle, hob sie in die Höhe, hielt die Nase dran und sagte endlich: "Das Mus scheint mir gut, wieg Sie mir doch vier Lot ab, liebe Frau, wenn's auch ein Viertelpfund ist, kommt es mir nicht darauf an."……weiter lesen(hier klicken)
So geht es bei dem Begriff Zwetschgenmus um die Vermittlung der einheimischen deutschen Erfahrung, um diese mit den Menschen unterschiedlicher Herkünfte zu teilen.
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